In der Zeit vom 29.11. – 03.12.21 konnte man rund um die Johann-August-Zeune-Schule in Steglitz blinden Kindern und Jugendlichen begegnen, die komische Geräusche machten. Und zwar machten sie klickende Geräusche mit der Zunge am Gaumen und bewegten sich dabei durch den Raum.
Sie gingen dabei z.B. auf eine Wand zu, während sie andauernd dieses Klickgeräusch erzeugten – und kamen dann vor der Wand zum Stehen ohne sie zu berühren. Was bedeutete das und warum machten sie diese seltsamen Geräusche?
Wie man von der Schulleitung erfahren konnte, standen diese Vorkommnisse in direktem Zusammenhang mit einem Besucher der Zeune-Schule. Bei diesem Besucher handelte es sich um den blinden Juan Ruiz, der ursprünglich aus Mexiko stammt und in Los Angeles in Kalifornien aufgewachsen ist. Juan war eingeladen worden, um mit den Schülerinnen und Schülern der Blindenschule Übungen in der sogenannten „Klicksonar“-Orientierungstechnik durchzuführen.
Klicksonar bezeichnet die menschliche aktive Echoortung. Es ist eine Technik, die immer mehr blinde Menschen im Orientierungs- und Mobilitätstraining erlernen, üben und zur Orientierung im Raum nutzen. Während Geräusche und Schall automatisch passiv im auditiven Cortex des Gehirns abgespeichert und für die Raumorientierung genutzt werden, löst die aktive Echoortung mittels eines scharfen Zungenschnalzens im visuellen Cortex des Gehirns ein dem Sehen ähnliches Phänomen aus. Ausschlaggebend für diese Bilderzeugung im Gehirn ist hierbei das stabile Verhältnis von der Schallquelle /Mund zum Empfänger /Ohr.
Klicksonar als eine effektive Technik für blinde Menschen zur Orientierung im Raum wurde 2011 durch eine Initiative des Vereins „Anderes Sehen e.V.“ erstmals in Deutschland eingeführt. Der Urheber Daniel Kish aus Kalifornien („World Access for the Blind“) hielt zusammen mit seinem ersten Schüler Juan Ruiz für alle Interessierten einen ersten Wochenend-Workshop im „Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein e.V.“ ab. Seitdem hat es sich „Anderes Sehen“ zur Aufgabe gemacht, zweimal jährlich Juan Ruiz nach Berlin einzuladen. Blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen können dann in Einzelsituation Trainingsstunden absolvieren, deren Teil-Finanzierung auch der Verein unterstützt.
Juan Ruiz arbeitete mit seinen „Fledermäusen“ überall in der Schule: in der Aula, in den Fluren, in der Gymnastikhalle, in der Sporthalle und auch draußen in der Umgebung der Schule. Die Kinder erlernten die Technik schnell und hatten bei den spielerisch gestalteten Übungen viel Freude und schnellen Erfolg. Besonders beeindruckend war die Aufgabe an einen Schüler, den Mittelpunkt der Sporthalle mittels Klicken herauszufinden. Oder eine noch faszinierendere (Hör-)Gedächtnisaufgabe: Hier liegt mein Schlüsselbund und jetzt präge dir den Ort akustisch genau ein. Ich führe dich dann an einen beliebigen anderen Ort in der Halle und du musst das Schlüsselbund dann wiederfinden!
Bei einer zusätzlichen Schulung für das sehende pädagogische Personal unter Augenbinde mussten diese bei derartigen Aufgaben allerdings passen…
Wir bedanken uns recht herzlich im Namen unserer Schülerinnen und Schüler, sowie des Kollegiums der Johann-August-Zeune-Schule bei Juan Ruiz – als blinder Trainer ist er nicht nur sehr versiert, sondern gleichzeitig ein authentisches Vorbild.
Ein Schüler un Juan Ruiz bei ersten Übungen 
Ein Schüler und Juan Ruiz bei ersten Übungen 
Ein Schüler und Juan Ruiz bei ersten Übungen 
Ein Schüler bei ersten Klick-Übungen 
Ein Schüler bei ersten Klick-Übungen 
Ein Schüler mit Juan Ruiz vor der Schule 
Ein Schüler mit Juan Ruiz in der Umgebung der Schule 
Ein Schüler mit Juan Ruiz vor einem Fahrstuhl 
Ein Schüler mit Juan Ruiz vor einer Treppe 
Ein Schüler mit Juan Ruiz auf dem Gehweg
