Im Rahmen des SLT-Unterrichts (Schreib-Lese-Technik) führten wir vom 30.09. – 02.10.2019 Projekttage durch. Der SLT-Unterricht ist ein spezielles Unterrichtsfach an der Johann-August-Zeune-Schule, das mit vier Unterrichtsstunden pro Woche erteilt wird.
Blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10 lernen jahrgangsübergreifend in Kursen, die in den Kompetenzstufen A – H gegliedert sind. Alle Kurse finden zeitgleich an zwei Tagen pro Woche in 90-minütigen Blöcken statt. Der Lehrplan des SLT-Unterrichts gliedert sich in die zwei großen Bereiche Low Vision und Blindheit sowie in die Themenfelder Arbeitsalltag, Computer und Punktschrift. Lerninhalte der einzelnen Bereiche sind z. B. Umgang mit Hilfsmitteln und Arbeitsplatzgestaltung (Bereich Arbeitsalltag); Tastaturschreiben, Umgang mit Office-Programmen und Screenreadern, die Bedienung des Computers und Word ohne Maus (Bereich Computer); beidhändiges Tasten und Lesen, Kurzschrift (in Deutsch und wahlweise auch in Englisch), Euro-Braille (Bereich Punktschrift).
Die Projekttage widmeten sich inhaltlich zahlreichen aktuellen und alltagsrelevanten Themen: die Bedienung des Smartphones und bestimmter Apps unter VoiceOver und TalkBack, Cybermobbing und Internetsicherheit, der Umgang mit Internetquellen sowie effektives Recherchieren im Internet für sehbehinderte Schülerinnen und Schüler bzw. die Internetrecherche mit Braillezeile und Sprachausgabe. Aber auch der Bereich Freizeit kam an den drei Tagen nicht zu kurz: mit der Aktion Spiele-Apps für Schüler von Schülern wurden Spiele vorgestellt, Tipps und Warnhinweise weitergegeben und viele neue Mitspielerinnen und Mitspieler gewonnen.
Durch die Bildung verschiedener Gruppen nach Alter und Interesse konnten die Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie den aktuellen Anforderungen ihrer Klassenstufe in ihrer Medienkompetenz gefördert werden.
Für die Projekttage konnten wir auch externe Partner gewinnen.
Medienpädagogen vom Projekt M.I.X. des Medienkompetenzzentrums Mitte sprachen mit den Schülerinnen und Schülern über den Umgang mit den eigenen Daten in sozialen Netzwerken und dem Internet sowie über Cybermobbing. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiteten sich ihre persönlichen Netzwerke in der analogen und digitalen Welt und lernten so Privatsphäre und Öffentlichkeit des eigenen Medienverhaltens zu unterscheiden. Mit der Erstellung eigener Audioclips wurden Rollen beim Mobbing reflektiert und Lösungsstrategien zum Umgang mit Cybermobbing entworfen.
Am 02.10. stellten Studierende des Instituts für Rehabilitationspädagogik der Humboldt-Universität zu Berlin Apps für das Smartphone vor. Aus dem großen Angebot an Programmen wurden gemeinsam für diese Zielgruppe relevante ausgesucht. Es ging dabei vor allem um Apps, die das Lernen unterstützen, bei der Orientierung und Mobilität im Alltag helfen und für den Bereich der lebenspraktischen Fertigkeiten eingesetzt werden können. Unter Anleitung der Studierenden konnten die Schülerinnen und Schüler die Programme selbstständig testen und lernten anhand unterschiedlicher, praxisnaher Aufgaben ihren effektiven und zielgerichteten Einsatz. So mussten zum Beispiel die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9/10 einen Wochenendtrip zu einem Konzert nach Leipzig planen. Neben der Auswahl der kostengünstigsten Reiseroute und dem pünktlichen Eintreffen beim Konzert, spielte auch die Imbiss-Suche eine Rolle. Die Studierenden konnten somit wertvolle Praxiserfahrungen in einer schulischen Einrichtung gewinnen. In einer anschließenden Gesprächsrunde zwischen Studierenden und SLT-Lehrerinnen und Lehrern konnten methodisch-didaktische Fragestellungen besprochen und analysiert werden.
Durch das abwechslungsreiche Angebot der Projektwoche haben die Schülerinnen und Schüler viel im Umgang mit Smartphones und (Hilfs-)Programmen mitnehmen können und gelernt, wie sie sich in der Welt des Social Media bewegen und schützen können.